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Ich liebe Holland und ich liebe Tulpen…sie sind für mich DER Inbegriff für Frühling! Umso mehr hab ich mich gefreut, als mich Susanne von Holland.com gefragt hat, ob ich nicht Lust hätte, auf der Tulpenroute die blühenden Tulpenfelder auf einer Reise durch Flevoland zu erkunden….Flevo was? Wo?
Flevoland
Jetzt bin ich um Einges schlauer…. Flevoland ist die 12. und jüngste Provinz der Niederlande, gegründet 1986, als der Nord- und Ostflevopolder zusammengelegt wurden, rd. 40 km von Amsterdam entfernt. Provinzhauptstadt ist Lelystad. Die gesamte Provinz liegt 4 Meter unter dem Meeresspiegel und wurde dem IJsselmeer abgerungen, mit 2412 Quadratkilometern ist sie das größte von Menschen künstlich errichtete Gebiet der Welt. Landwirtschaft bestimmt die Region, seit 15 Jahren werden dort auch Tulpen angebaut. Die Tulpenroute, die jedes Jahr neu abgesteckt wird, zieht sich vom Mitte März bis Mai von Tulpenfeld zu Tulpenfeld, an ihrer Stecke liegen Tulpenbauern, Obsthöfe und viele landwirtschaftliche Selbstvermarkter.
Batavialand
Für uns ging es los mit einer Besichtigung des Batavialand in Lelystad. 1985 begann dort Willem Vos mit einem Nachbau der „Batavia“, einem Ostindienfahrer, der ursprünglich 1628 im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompanie auf der Peper-Werft in Amsterdam gebaut, aber am 4. Juni 1629 auf seiner ersten Fahrt vor der Küste Westaustraliens gesunken war. Ausgangspunkt war ein authentischer Wiederaufbau mit Originalmaterialien und traditionellen Baumethoden. Das Schiff ist vollständig aus dänischer Eiche gefertigt und mit Hunderten handgeschnitzter Statuen und Ornamenten geschmückt. Nach Fertigstellung der Batavia 1995 wurde mit der Rekonstruktion eines weiteren Kriegsschiffes begonnen, der Bau aber wegen Finanzproblemen vor einiger Zeit eingestellt. Mit unserem Guide verbringen wir 2 Stunden auf der Batavia und bekommen einen Eindruck von den Zuständen an Bord für Besatzung und Passagiere. Unvorstellbar, unter welchen Bedingungen die Menschen ihre 9 bis 12 Monate lange Fahrt nach Niederländisch-Indien (heute Indonesien) verbracht haben; viele haben sie nicht überlebt. Ein Besuch der Werft lohnt sich!
Shopping
Anschließend ist als Belohnung Shoppen im – genau neben der Werft gelegenen – Outletcenter „Bataviastad“ angesagt. Alles, was Rang und Namen hat, ist hier vertreten, aber auch viele Marken, die in Deutschland nicht (so) bekannt sind, haben hier ihr Geschäft, eine reizvolle Abwechslung vom Gewohnten.
Kunst
Weiter gehts zu „Exposure“, einer 26 Meter hohen Skulptur des britischen Künstlers Antony Gormley, zusammengeschweisst aus 1800 Metallstäben. Der hockende Mann blickt auf das Markermeer und wacht so über die weite Landschaft. Er ist Teil der Ausstellung „Landart Flevoland“, einer ganzen Reihe von Kunstwerken, die über die Provinz verteilt sind und über eine eigens geschaffene Route angefahren werden können IZI-App.
Dinner
Den Abschluss bildet ein Abendessen bei De Rede van Batavian, ebenfalls zu Fuß zu erreichen. Das großzügige Restaurant mit Grand-Cafè -Atmosphäre und Terasse liegt am Hafen von Lelystadt. Wir werden bestens verköstigt und machen uns dann ziemlich müde auf dem Weg zu unserem Bed&Breakfast.
Schlafen
Übernachtet haben wir in unserer Zeit in Flevoland bei „Door’s Logies“, einem gemütlichen B&B in einem Holzhaus inmitten eines biologischen Anbaugebiets. Door hat Ihr Bed&Breakfast seit 1998 und führt es mit viel Liebe und sehr persönlich. Selbst wenn man außerhalb zum Frühstück eingeladen ist, bekommt man vorher von ihr noch einen frisch aufgebrühten Kaffee serviert! Door’s Logies ist übrigens auch ein beliebter Ort für Camper, da sie ein paar Plätze auf ihrem Grundstück dafür bereit stellt.
Fischerdorf Urk
Unser zweiter Tag beginnt mit einem Gang durch die „Ginkies“, die engen Gässchens des Fischerdorfs Urk. Ursprünglich eine Insel in der „Zuiderzee“ liegt es heute auf dem Nordpolder an der Küste des IJsselmeers; dort ist immer noch die größte Plattfischflotte Europas stationiert. Mit unserem Guide Jan von Urk, dem ehemaligen Hafenmeister, erkunden wir die engen Winkel, besuchen das Museum und lauschen viel Geschichte und Geschichtchen über Urk. Mitten in Urk werden auch noch heute Schiffe repariert, regelmäßig der Fang des Tages versteigert. Urk ist kein Freilichtmuseum für Touristen, sondern immer noch ein Ort, wo hart gearbeitet wird, und der von der mitunter gefährlichen Fischerei lebt. Davon zeugt auch ein Mahnmal für die ertrunkenen Fischer neben dem Leuchtturm; das jüngste Opfer war 8 Jahre alt. Zum Abschluss gibts High Tea bei „De oude Backerij“ mit leckeren regionalen Kleinigkeiten.
Gespräch mit Wim Klenk, einem Tulpenzüchter
Bei der Weiterfahrt zu Wim Klenk, einem „kweker“ (Züchter) von Tulpen, folgen wir zum ersten Mal der diesjährigen Tulpenroute mit ihren blühenden Feldern. Immer wieder ziehen sich lange Streifen bunter Tulpen durch die Landschaft, meist rot und violett. Wim nimmt sich Zeit und erzählt uns alles über die Tulpenzucht, die Zwiebeln und Blumen. Die blühenden Felder dienen zur Erzeugung der Tulpenzwiebeln. Tulpen können nur alle sechs Jahre auf demselben Feld wachsen wegen spezieller Schädlinge im Boden, die restliche Zeit wachsen dann dort meist Kartoffeln. Daher hat auch die Tulpenroute in jedem Jahr einen anderen Verlauf. Werden die Zwiebeln geerntet, müssen sie schnell gesäubert und getrocknet werden. Anschließend werden sie bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit gelagert. Insgesamt sind die Zwiebeln hochempfindlich, schon kleine Fehler führen zum Totalausfall der Ernte. Schließlich werden sie in Gewächshäusern angepflanzt und sind von Januar bis Mai bei uns in den Läden zu finden. Wim ist stolz darauf, ein Züchter der ersten Generation zu sein. Sein Vater hatte noch Kartoffeln angebaut, aber Wim war überzeugt, dass den Tulpen die Zukunft gehöre und hat seinen Traum wahr gemacht. Immer wieder treffen wir in Flevoland Menschen, die sich ihren Traum verwirklicht haben in einem Land, das so neu ist wie seine Bewohner und die stolz darauf sind, hier zu leben.
Dinner by “At Sea”
Abendessen gibt’s im sehr stylischen „At Sea“, Restaurant, Club und Event Location in Dronten. Auf der verglasten Terrasse mit Blick auf das Wasser genießen wir ein leckeres Dinner und machen uns dann wieder auf den Weg zurück zu Door, für einen kurzen Abstecher nach Elburg, einem reizenden Städtchen mit Stadtgraben und intakter Mauer aus dem 14. Jahrhundert, bleibt dabei aber auch noch Zeit.
Frühstück
Am nächsten Tag ist frühes Aufstehen angesagt: wir sind mit Leon von VisitFlevoland zum Frühstück im Obstgarten der „Fruithal Smits“ verabredet. Leider hat es in der Nacht gefroren und das Frühstück findet kurzerhand im Gewächshaus bei den Erdbeeren statt. Mehr als eine Million Apfelbäume bewirtschaftet die Familie und neben den 500 Tonnen Äpfeln fallen noch Birnen und anderes Obst an, das auch zum Teil direkt im eigenen Hofladen verkauft wird. Wir nehmen uns Apfelsaft und Äpfel mit und machen uns auf den Weg zum Flughafen Lelystad, wo ein Rundflug mit dem Helikopter über die Tulpenfelder auf dem Programm steht… ich bin aufgeregt!
Flug mit dem Heli
Mit Stefan, im Hauptberuf Hubschrauberpilot in der niederländischen Luftwaffe, geht’s über die weiten Felder und Wiesen von Flevoland. Fast ist es ein wenig wie Busfahren in der Luft… man sitzt nah beieinander, kann sich über die Kopfhörer perfekt mit dem Piloten verständigen und ihm sagen, wo man gerne nochmals eine Runde drehen möchte. Meine Aufregung war völlig unbegründet, es ist einfach nur ein wahnsinnig tolles Erlebnis und wunderschön, die bunten und gerade aufblühenden Tulpenfelder oder auch eine Insel in der Form einer Tulpe von oben zu betrachten.
Tulpenlunch bei Flantuas
Wieder gut gelandet gehen wir wenig Meter weiter zum Lunch zu Gerhard Flantua ins Flughafenrestaurant Lelystad. Gerhard kocht mit Tulpen, genauer gesagt mit Tulpenzwiebeln, die er zB. wie Mixed Pickles einlegt oder zur Aromatisierung von Eis (schmeckt ähnlich wie Maroneneis, richtig lecker!) nutzt. Die Biotulpen bekommt er von seinem Schwager, der in Nordholland einen großen Zuchtbetrieb hat und gerade heute am Samstag den Nachschub für Gerhards Kochkünste liefert. Wir verbringen mit Gerhard und seiner Tochter Eva, die ebenfalls im Kulinarischen ihre Erfüllung gefunden hat, einen anregenden Nachmittag, besichtigen seine Kochbuchbibliothek und werden sogar ins Allerheiligste, die Küche, eingelassen. Das Menü, das wir serviert bekommen, spiegelt die flevoländische Küche wider, wie uns Eva erklärt.
Aus den ganzen Niederlanden kamen die neuen Siedler, die „Pioniere“ in den fünfziger und sechziger Jahren in die neu entstehende Provinz. Zuziehen durfte nur, wer erfolgreich aus einem speziellen Auswahlverfahren hervorging. Ein guter Landwirt musste man sein, fleißig, innovativ, neugierig und sozial aufgeschlossen, um hier eine neue Gesellschaft aufzubauen. Zumindest die ältere Generation prägt dieser Geist noch heute, erzählt Eva mit Blick auf ihre Großeltern, die mit anderen Familienmitgliedern am Nebentisch sitzen. Entsprechend weitläufig fällt das Menu aus: neben seeländischen Spezialitäten aus dem Süden der Niederlande findet sich beispielsweise süßsaurer Fleischtopf aus der Provinz Limburg an der niederländisch-deutschen Grenze. Zum Abschluss fahren wir noch mit Gerhard und Eva zum neuesten Projekt des umtriebigen Kochs, einem Bauernhof, dessen Scheune er zu einer Event Location umbaut. Auf seinem Hof experimentiert Gerhard mit seiner alten Feldküche am offenen Feuer, räuchert seine Pastrami selbst oder baut mit großem Erfolg Kräuter und eigenes Gemüse an. Wieder haben wir Menschen getroffen, die hier in Flevoland ihre Träume umsetzen, mit viel Energie, Ehrgeiz und Fantasie und die uns mit offenen Armen und unglaublicher Freundlichkeit aufgenommen haben!
Almere
Der Nachmittag sollte eigentlich der Tulpenroute gewidmet sein, das Wetter mit Graupel- und Schneeschauern macht uns aber einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen fahren wir auf dem Deich am Markermeer entlang weiter nach Almere, der größten Stadt Flevolands. Ein wenig erinnert die Innenstadt mit ihren Bauten aus den letzten Jahrzehnten an Rotterdam. Kleiner Tipp: von der Terrasse im vierten Stock des Hudson Bay hat man einen bemerkenswerten Blick auf die begrünten Dächer der Innenstadt, auf denen kleine Reihenhäuser Kleinstadtatmosphäre entfalten.
Dinner im Restaurant “De Boet”
Zum Abendessen geht es zurück nach Urk. Bei unserem Gassenbummel am Vortag hatten wir mit Jan im Restaurant „De Boet“ Station für einen Kaffee gemacht und uns mit dessen Küchenchef und Besitzer, über sein Restaurant und Küche unterhalten. Spontan hatten wir einem Tisch für heute Abend reserviert und nehmen nun in dem eleganten Speiseraum Platz. „De Boet“ hat in einem denkmalgeschützten Gebäude mit hoher Halle Platz gefunden, in dem früher Takelage und Schiffsausrüstung gelagert wurden. In der offenen Küche herrscht abgeklärte Geschäftigkeit. Ein perfekter Service geleitet uns durch ein hervorragendes 5 Gänge-Menü mit passender Weinbegleitung. Nichts von dem, was wir serviert bekommen, war tiefgekühlt, das Meiste stammt aus lokaler Produktion. Fisch spielt eine große Rolle in der Küche, das Menü richtet sich nach dem, was frisch gefangen wenige hundert Meter entfernt frisch von den Schiffen kommt. Ein großartiger Abschluss für einen großartigen Tag.
Nochmals Tulpenroute zum Abschied
Nach einem sehr innigen und herzlichen Abschied von Door machen wir uns auf den Heimweg, zuvor geht es aber auf der Tulpenroute nochmal kreuz und quer durchs Flevoland.
Nach etlichen Fotostopps landen wir schließlich im Tulpen-Pflückgarten von Hannecke. Auf dem bunt bepflanzten Tulpenfeld kann man selbst pflücken und die Pflanzen dann in dem auszuleihenden Blumenkorb zur Kasse bringen. Herausforderung dabei ist, die Tulpen mitsamt der Zwiebel aus dem Boden zu ziehen, der staubtrocken und steinhart ist……gelingt uns nicht bei jeder Pflanze.
Damit geht unsere Zeit auf der Tulpenroute in Flevoland zuende. Wir bedanken uns ganz besonders herzlich bei Holland.com und Susanne, sowie vor allem bei VisitFlevoland mit Carla, Ellis und Leon für eine perfekt organisierte, unglaublich interessante, abwechslungsreiche und schöne Reise.
Wir werden sicher wiederkommen, vielleicht mal im Sommer, wenn die Bäume noch grüner sind und das Wetter noch besser ist. Segeln auf oder Schwimmen im IJsselmeer, stundenlang Rad fahren und gut Frisches essen….das klingt verlockend. Vor allem freuen wir uns darauf, wieder viele offene und herzliche Menschen zu treffen, die sich ihren Traum verwirklicht haben in der jüngsten Provinz der Niederlande.
Ich hoffe sehr, ich konnte Euch dieses Fleckchen Erde ein wenig schmackhaft machen und Ihr habt Lust bekommen, Flevoland einen Besuch abzustatten! Packt Eure Koffer und macht Euch auf den Weg, die Tulpen blühen noch bis Anfang Mai!
Ich wünsch’ Euch was!
Andrea
Dieser Beitrag ist im Zusammenhang mit einer Presse-Einladung nach Flevoland von “VisitFlevoland” und “Holland.com” entstanden und ist daher als Werbung zu kennzeichnen.
4 Kommentare
Christine
P.S.: Kannst ja gleich mit einsteigen, in einen der hier kreisenden Helis heute! ;))
Andrea
:p
Christine
Liebe Andrea, so ein schöner Bericht! Ich bin beeindruckt. Da müssen wir mal hin. Und Helikopter bist Du geflogen?! Wow. Ich bin gerade beim Vorbereiten einer Quiche und “warte” auf Gemüse und Teig ( Topf und Kühlschrank). Natürlich nach einem Deiner Rezepte. Einen schönen Feiertag und viele liebe Grüße, Christine
Andrea
Liebe Christine,
ja! Mein erstes Mal und ich war echt aufgeregt, ist aber echt nicht so schlimm, wie ich dachte, eher toll, weil man so dicht über dem Boden fliegen und so viel sehen kann 🙂
Hoffe, die Quiche hat geschmeckt <3
LG Andrea